Unverändert hohe Rauchquote erfordert gesellschaftpolitische Entscheidungen
Um die gesundheitlichen Folgen des Rauchens nachhaltig zu verringern, braucht es eine gesamtgesellschaftliche Herangehensweise aller Verantwortlichen, darunter die Institutionen der öffentlichen Gesundheit und die Politik. Aber auch die Industrie kann mit der Entwicklung und verantwortungsvollen Vermarktung wissenschaftsbasierter Produkte mit reduziertem Risikopotential zu einer ganzheitlichen Strategie beitragen.
Dies erklärte Dr. Alexander Nussbaum, Head of Scientific & Medical Affairs bei Philip Morris GmbH, in einem Pressestatement im Dezember letzten Jahres als Reaktion auf die Veröffentlichung des Drogen- und Suchtberichts der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Daniela Ludwig, sowie des neuen Tabakatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Mit einer Raucherquote von 22,4 Prozent zeigt sich hierzulande nur eine geringe Veränderung beim Tabakkonsum. Besonders wenig Veränderung zeigt sich in mittleren Altersgruppen, die offenbar nicht mehr von herkömmlichen gegen das Rauchen gerichteten Maßnahmen wie Rauchstoppförderung und Regulierung erreicht werden.
Die Drogenbeauftragte Ludwig verweist in ihrem Bericht auf die 127.000 Todesfälle durch Rauchen im Jahr 2018. Das Konzept der Schadensreduzierung (engl. Harm Reduction) wird als eine der vier Grundsäulen der deutschen Drogen- und Suchpolitik bereits seit langem erfolgreich eingesetzt, z.B. bei der Substitution für Opioidabhängige. Ausgerechnet beim Rauchen, dem Bereich mit den auf Bevölkerungsebene größten Folgeschäden, spielt Harm Reduction in den gesundheitspolitischen Maßnahmen bisher keine Rolle. Mit Hinweis auf deutlich schadstoffreduzierte Alternativprodukte zu herkömmlichen Zigaretten stelle sich die Frage, inwiefern E-Zigaretten und Tabakerhitzer nicht zur sinnvollen Ergänzung der klassischen Tabakprävention zur Schadensminderung beitragen könnten, wenn die Alternative sonst das Weiterrauchen wäre, so Nussbaum.
Die Mehrheit der betroffenen Raucher sei nach wie vor schlecht informiert über die schadstoffreduzierten Alternativen. Fälschlicherweise glaubt immer noch die Mehrheit von ihnen, dass E-Zigaretten mindestens ebenso schädlich seien wie herkömmliche Zigaretten. Diese Fehlwahrnehmung verhindere den Umstieg auf weniger risikobehaftete Alternativen und führt dazu, dass Raucher bei Zigaretten bleiben und sich weiter den Schadstoffen aus der Tabakverbrennung aussetzen. Die seit Jahren unveränderte Raucherquote in Deutschland spricht hier Bände. Dabei ist längst belegt, dass die Verbrennungsschadstoffe den Großteil der Schädlichkeit des Rauchens ausmachen; Nikotin spielt für die Schädlichkeit nur eine sehr untergeordnete Rolle. Sachliche Aufklärung sei wichtig, damit Raucher informierte Konsumentscheidungen treffen könnten, so Nussbaum.
Die unverändert und auch im europäischen Vergleich hohe Raucherquote in Deutschland unterstreiche die Dringlichkeit, alle verfügbaren Werkzeuge zu nutzen, darunter auch das Konzept der Schadensminderung, so Nussbaum. Es brauche eine intensivere, sachlichere Debatte auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Auch in medizinisch wissenschaftlichen Fachkreisen werden die Forderungen zunehmend lauter, zur Schadensreduzierung beim Rauchen ergänzend zu den bekannten Präventions- und Regulationsmaßnahmen auch auf Harm Reduction zu setzen. Hier setzt man besondere Hoffnung darauf, dass gerade die durch die bisherigen Maßnahmen abgehängten Raucher wieder neu erreicht werden. Der Bedarf jedenfalls ist riesig, denn mehr als 80 % der Raucher in Deutschland gehen einen ernsthaften Rauchstopp gar nicht mehr an, Tendenz steigend.