Salzverzicht kann Senioren ernsthaft schaden
Verzichtet man aufgrund regelmäßiger Hiobsbotschaften auf eine ausreichende Salzaufnahme mit der Ernährung, kann das bei Senioren zu ernsthaften Komplikationen führen. Speisesalz setzt sich zusammen aus Natrium und Chlorid (NaCl) und ist für den menschlichen Körper enorm wichtig, weil es für lebenswichtige Prozesse im Organismus unverzichtbar ist.
Das im Salz enthaltende Natrium befindet sich zu 98 Prozent in den Körperflüssigkeiten, hauptsächlich im Blut und umfließt die Zellen mit der Flüssigkeit des extrazellulären Raums. Nur zwei Prozent des Gesamtnatriums befindet sich in den Zellen, und das so vorliegende Konzentrationsgefälle wird durch Transportsysteme stabil gehalten, um die Zellfunktionen sicher zu stellen.
Wird zuviel Salz mit der Nahrung aufgenommen, scheiden die Nieren den größten Teil aus, geringe Mengen werden über den Stuhlgang oder die Schweißdrüsen aus dem Körper entfernt. Die tägliche Salzaufnahme soll bei 0,5 bis 0,6 g liegen, um ein ausgewogenes Gleichgewicht (Homöostase) der Mineralstoffkonzentration zu erhalten.
Bei älteren Menschen, die aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen regelmäßig Medikamente einnehmen, deren Nierenfunktion alters- oder krankheitsbedingt eingeschränkt ist, oder die aufgrund eines Appetitmangels kaum noch feste Nahrung zu sich nehmen sowie bei Magen-Darm-Erkrankungen mit Durchfall und Erbrechen besteht ein hohes Risiko für die Entgleisung der Mineralstoffe und Natriummangel.
Das zunehmende Lebensalter verändert die Elastizität der Gefäßwände und der Blutdruck steigt an. Ebenfalls altersbedingt können Herzleistung und Nierenfunktion abnehmen. Als Blutdruckargument wird strenge Salzreduktion, und zur kardialen Gesundheit werden Diuretika (Entwässerungs-Tabletten) verordnet. Bei den (oft ärztlich verordneten) Salz- und Wasserverlusten kann leicht eine bedrohliche Unterversorgung der Organe mit lebenswichtigen Mineralien, Nährstoffen und Sauerstoff auftreten.
Als Konsequenz sinkt bei den älteren Menschen der Blutdruck ab, der Muskulatur fehlt es an Energie und Kraft, es kommt zu Schwindel und Gangunsicherheit mit hoher Sturzneigung und Frakturrisiko. Auch allgemeine Verwirrung gehört zu den Auswirkungen einer zu strengen Salzrestriktion, besonders bei gleichzeitiger Gabe von harntreibenden Substanzen oder Abführmitteln.
Leichtfertig werden diese Symptome als typische Alterserscheinungen interpretiert; die oft unbeachtet hingenommen werden und unbehandelt bleiben. Die Patientengefährdung oder Immobilisierung macht diese Menschen schlimmstenfalls bettlägerig und lässt sie zu Pflegefällen werden.
Eine wissenschaftliche Untersuchung aus der Schweiz hat nachgewiesen, dass bei jedem 5. Patienten jenseits des 70. Lebensjahrs eine relevante Kochsalzunterversorgung vorliegt. Gravierender noch ist das Problem in Deutschland, wo eine Untersuchung für die Hälfte dieses älteren Patientenkollektivs eine Unterversorgung dokumentiert.
Die Behandlung besteht grundsätzlich aus vermehrter Natriumzufuhr, die meist als langsame Infusion einer physiologischen Kochsalzlösung erfolgt. Regelmäßige Bestimmung der Natriumkonzentration im Serum ist dabei erforderlich.
Übrigens: Bei stationär aufgenommenen Patienten soll die Hyponatriämie (Kochsalzmangel) als häufigste Elektrolytstörung überhaupt vorkommen. Je niedriger der Natriumspiegel sei, umso länger dauere der Klinikaufenthalt.