Runderneuerung im Schlaf
Menschen, die zu wenig schlafen haben ein höheres Risiko übergewichtig zu werden. Der menschliche Organismus ist während des Schlafes sehr damit beschäftigt, alle Zellen des Gehirns, der Organe, der Nerven und des Immunsystem zu restaurieren und defekte Zellen zu reparieren. Aufgrund dieser endogenen Aktivität werden während des Nachtschlafs fast genauso viele Kalorien verbraucht wie an einem normalen Tag.
Im Gehirn werden die Zwischenspeicher sortiert und aufgeräumt, und viele Hormone sind aktiv. Die höchste Aktivität betrifft offenbar die Ausschüttung des für die Nierenfunktion wichtigen Hormons Renin, gefolgt von der Produktion diverser Wachstumshormone. Weil für diese Vorgänge jede Menge Energie erforderlich ist, verbraucht der Mensch kaum weniger Kalorien während er schläft als in Ruhephasen am Tag, obwohl die wichtigen Funktionen der Organe verlangsamt sind. Im Schlaf werden Herz und Puls-Frequenz langsamer, der Blutdruck sinkt ab, die Atmung wird flacher und ruhiger, auch die Körpertemperatur sinkt etwas ab.
In Abhängigkeit der unterschiedlichen Schlafphasen – wie REM-Schlaf oder Tiefschlaf – ist auch die Aktivität des Stoffwechsels mehr oder weniger ausgeprägt. Inzwischen ist bekannt, das mit ausreichend langen Schlafenszeiten wesentlich dazu beigetragen wird das Körpergewicht im Normbereich zu halten. Im Umkehrschluss wird die Begründung deutlich: Zu geringe Schlafdauer kann dazu führen, dass ein Mensch an Gewicht zunimmt und immer dicker wird. Viele wissenschaftliche Studien deuten auf diesen Zusammenhang hin, und neue Erkenntnisse werden unter anderem durch eine wissenschaftliche Studie der University of Chicago geliefert. Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass der nächtliche Schlaf selbst keine direkten Auswirkungen auf die Gewichtsreduktion hat, aber entscheidend daran beteiligt ist, ob zum nächtlichen Energieverbrauch bevorzugt auf die ungeliebten Fettmassen oder auf die wichtige Muskulatur zugegriffen wird.
Um dies herauszufinden, wurde eine aufwendige Untersuchung vorgenommen, die zeigen konnte, dass bereits drei Stunden weniger Schlafen in einer Nacht den Fettabbau um mehr als 50 Prozent verringert. Verantwortlich dafür scheint die erhöhte Freisetzung vom Stresshormon Cortisol zu sein, weil dieses die Muskelproteine als rasche Energiequelle bevorzugt anzapft.
Ein weiteres Hormon nimmt einen hohen Stellenwert in dem Prozess der nächtlichen Gewichtsregulation ein: Leptin ist ein Sättigungshormon, welches von den Fettzellen während des Nachtschlafs produziert und ausgeschüttet wird. Es dient dazu, dass der Appetit nachts unterdrückt wird und verhindert, dass ein Hungergefühl den Schlafenden wecket. Bei zu geringer Schlafdauer und zu frühem Aufstehen wird die Leptinproduktion gestoppt, und ein deutliches Hungergefühl mit dem Verlangen nach Essbarem und ausgiebigem Frühstück stellt sich unmittelbar ein.
In Schweden bestätigt eine Untersuchung von zwei Gruppen, deren Mitglieder übergewichtig oder adipös waren und die mit Diäten versuchten ihr Gewicht zu reduzieren. Die eine Gruppe schlief über acht Stunden pro Nacht, die Teilnehmer der Vergleichs-Gruppe wurden nach fünf Stunden geweckt. Bereits nach einer Woche waren die Diätbemühungen in der Gruppe mit dem reduziertem Nachtschlaf als erfolglos registriert, im Gegensatz zur deutlichen Gewichtsreduktion in der Vergleichsgruppe mit achtstündiger Schlafdauer.