Relevante hepatische Evidenz des metabolischen Syndroms
Die Prävalenz von übergewichtigen und adipösen Menschen in der Gesamtbevölkerung steigt und steigt. Oft werden die Diagnosen erst gestellt, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist und eine krankhafte Adipositas vorliegt. Damit betritt ein Risikopatient die Praxis, für den keine einheitlichen Therapieschemata verfügbar sind. Oft entsteht der Eindruck, dass die Angebote in den Praxen und Behandlungszentren zwischen Nicht-Behandlung und Übertherapie alles anbieten; immer dabei ist die Ernährungsumstellung und die körperliche Aktivität.
Die weltweit erhobenen Daten sprechen für Deutschland von einer Inzidenz bei 20jähren Männern (64,3 Prozent) und Frauen (49 Prozent) die in Frankreich mit 55,9 Prozent und 42,8 Prozent eine geringe Inzidenz attestieren, in Griechenland allerdings gehören mit 71,4 Prozent der Männer und 51,1 Prozent der Frauen mehr als die Hälfte der Bevölkerung zu diesem gefährdeten Kollektiv.
Die Historie der Entwicklung lässt erschrecken, weil 1980 insgesamt 857 Millionen Menschen übergewichtig oder adipös waren, demgegenüber die Daten aus 2013 Bände sprechen: Mehr als 2,1 Milliarden Menschen weltweit gehören zu den Übergewichtigen und Adipösen.
Experten fragen sich, ob Übergewicht das neue Normalgesicht ist und suchen Ursachen für diese fatale Entwicklung.
Viele Folge- und Begleiterkrankungen des krankhaften Übergewichts wurden erforscht und noch immer werden beteiligte Organsysteme gefunden. Gerieten noch vor wenigen Jahrzehnten alle Menschen mit Leberzirrhose in den Generalverdacht eines Alkoholikers, sofern er keine virusbedingte Hepatitis aufwies. Nun erkennt man, dass mit steigender Prävalenz von Übergewicht und Adipositas auch die Zahl derjenigen mit nicht-alkoholischer Fettleber enorm zunimmt, die sich auf dem Weg zu einer Leberfibrose und nachfolgend einer Leberzirrhose befinden.
Bei stark Übergewichtigen und Adipösen verfetten die Leberzellen und das Organ verliert seine wichtigen Funktionen, die dem Stoffwechsel und besonders der Entgiftung des Organsimus vor schädigenden Abbauprodukten dienen.
Immer häufiger sogar jüngere Personen bereits von einer Fettleber betroffen, obwohl diese Erkrankung bevorzugt erst im Alter auftritt. Nach Schätzungen der DGVS (Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselstörungen) hat mindestens eines von zehn Kindern mit Adipositas bereits eine Fettleber mit klinischen Symptomen. Bedroht sind etwa 4000 Kinder, die unter einer chronisch progressiven Form der Erkrankung leiden.
Veränderte Lebensgewohnheiten, der demografische Wandel und des zunehmenden komplexen Zusammenspiels von Überernährung, Bewegungsverweigerung und Arzneimittel festigen die Vermutung, dass die nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen ansteigen werden, die nicht nur Herz-Kreislauf, Lunge, Herz und Niere, Knochen und Gelenke, sondern auch die gesamte Nervenversorgung und Gehirnfunktion nachhaltig schädigen werden. Die Kosten für das Gesundheitssystem sind enorm und werden kaum noch zu bewältigen sein, insbesondere wenn gleichzeitig ein Zusammenhang mit Diabetes mellitus, fortschreitender Atherosklerose und kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall besteht.
Die DGVS interpretiert diese Situation als „hepatische Manifestation des metabolischen Syndroms“, die wesentlich dazu beiträgt dass die Morbidität und Mortalität steigen und für den Betroffenen relevant erhöht sind.
Die Entwicklung zur Fettleber wird von den Patienten lange Zeit nicht registriert, weil Schmerz oder andere Symptome meist fehlen. Oberbauchbeschwerden und Appetitlosigkeit werden dem allgemeinen Unwohlsein zugerechnet.