Moderater Weingenuss bremst die Gefäßverkalkung
Verkalkungen der Blutgefäße beginnen nicht selten bereits im mittleren Lebensalter. Sie gehören also zum normalen Alterungsprozess, bei einigen bilden sich mehr und bei anderen weniger Ablagerungen in den Gefäßen. Diese zeigen sich als sogenannte Plaques, und können im Verlauf des Älterwerdens zu einem wichtigen Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen werden.
Die Zunahme der atherosklerotischen Gefäßverkalkung lässt sich an der Halsschlagader gut messen, weil diese dicht unter der Haut liegt. Mit Ultraschall können die Dicke der Plaques und deren Veränderung gut bestimmt werden. Dies ist bei Menschen mit Diabetes ein klinisch relevanter Prozess, der das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten widerspiegelt.
In einigen Beobachtungsstudien konnte ein moderater Weingenuss mit einer verbesserten Gefäßgesundheit in Zusammenhang gebracht werden. Dies wirft die Frage auf, ob sich die Ablagerungen an der Gefäßwand verändern, wenn ein vorher abstinent lebender Diabetiker zum Abendessen ein Glas Wein trinkt.
Die Antwort auf diese Frage liefert eine israelische Studie (CASCADE), für die 224 Menschen mit Typ 2-Diabetes randomisiert in drei Gruppen eingeteilt wurden. Eine Gruppe sollte über einen Zeitraum von zwei Jahren zum Abendessen Mineralwasser trinken, ein weiteres Drittel erhielt 150 ml Weißwein und das übrigen Drittel 150 ml Rotwein. Allen wurde empfohlen sich mediterran zu ernähren, unter anderem regelmäßigen Fisch, Gemüse und Olivenöl zu konsumieren.
Zu Beginn der Studie und zum Abschluss nach zwei Jahren wurden verschiedene Blutwerte und der Blutdruck gemessen und bei 174 Teilnehmern ein dreidimensionales Ultraschallbild des Plaquevolumens in der Halsschlagader (Arteria carotis) angefertigt. Beim Vergleich aller drei Gruppen zeigte sich auch bei den moderaten Weintrinkern keine weitere Plaquebildung.
Da nicht alle Studienteilnehmern zu Beginn der Untersuchung messbare Plaques aufwiesen, konzentrierten sich die Wissenschaftler auf diejenigen Teilnehmer, die bereits zum Studienstart erkennbare Plaques in der Halsschlagader aufwiesen. Bei den Probanden mit kleinen bis mittleren Plaque-Volumina konnten keine signifikanten Veränderungen festgestellt werden. Es kam sogar in der Gruppe mit moderatem Weingenuss zu einem geringen, aber dennoch signifikanten Rückgang der atherosklerotische Plaques, während bei den wassertrinkenden Teilnehmern das Plaquevolumen unverändert blieb.
Möglicherweise ist dies ein weiterer Puzzlestein, der erklären hilft, auf welche Weise ein maßvoller Weingenuss auch bei Menschen mit Typ 2-Diabetes zum Schutz der Gefäße beitragen kann. Dies gilt es in weiteren Studien näher zu untersuchen.
Quelle: Golan, R et al: Effect of wine on carotidatherosclerosis in typ 2-diabetes: a 2year randomised controlled trial. European Journal of clinical Nutrition 2018; 72: 871-878