Ist die Leber verantwortlich für diabetische Folgeschäden?
Als Folge- und Begleiterkrankung des Diabetes mellitus stehen die Gefäßschädigung, Atherosklerose und Herz-Kreislauferkrankungen im Fokus der pathophysiologischen Diskussion. Immerhin befinden sich Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems mit 75 -Prozent an der Spitze der Krankenhauseinweisungen und verursachen 50 Prozent der kardiovaskulären Todesfälle.
Es werden vordergründig nicht die hohen Blutglukosespiegel dafür verantwortlich gemacht, sondern Gefäßkomplikationen und Durchblutungsstörung den erhöhten Blutdruck- und Lipidwerten sowie dem Phänomen von Übergewicht und Adipositas. Selbst wenn die Blutglukose gut eingestellt ist, besteht ein hohes Risiko für das Auftreten von Gefäßschädigungen. Das bedeutet, dass Diabetologen und Hausärzte verstehen sollten, welche Pathophysiologie diesen Folgeschäden zugrunde liegt.
Es sollten insbesondere die mit Hyperlipidämie und Hypertonie auftretenden Entzündungsprozesse in den Gefäßen untersucht werden, die bei zahlreichen Stoffwechselstörungen auftreten. Diabetes und Adipositas werden regelmäßig von hohen Entzündungswerten begleitet, die für multiple Langzeitschäden verantwortlich gemacht werden.
Besonders der inflammatorische Wert von Tumornekrosefaktor alpha (TNF–alpha) steht unter Verdacht, weil er in der Leber reaktive Sauerstoffspezies (ROS) erzeugt. Diese ROS inaktivieren den Transkriptionsfaktor-Komplex GAbp (GA-binding protein), die einen Energiesensor der Zelle hemmen und in der Folge überschüssiges Cholesterin gebildet wird, das die typischen Merkmale für Atherosklerose prägt.
Demnach spielt die Leber eine zentrale Rolle für die Entstehung der diabetischen Gefäßschädigung.
Erste Patientendaten der Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum München in Zusammenarbeit mit der Technischen Universitiät München und dem Universitätsklinikum Heidelberg unterstützen diese Befunde. Der neue signalwegkönnte – unabhängig von der Blutglukoseeinstellung – als zentrale Komponente der diabetischen Folgeschäden fungieren, die therapeutisch zu nutzen ist.