Fortschritte der Adipositas-Therapie mit guten Nachrichten für die Zukunft
Die Adipositas-Raten steigen weltweit kontinuierlich an, ebenso wie die Prävalenzzahlen. Daher ist es unerheblich, so Professor Sebastian Schmid aus Lübeck , Bereichsleiter für Forschung Endokrinologie und Diabetologie, eine definierte Region besonders hervorzuheben: Adipositas sei ein Problem überall auf der Welt.
Als metabolische Konsequenzen sind hohe Zahlen an Glukose- und Lipid-Stoffwechselstörung, extrem hoch ist der Quote der Schlafapnoe, es wird in der Praxis bei 60 bis 70 Prozent des Kollektivs der Adipösen diagnostiziert.
Als nicht-metabolische Konsequenz treten chronische Rückenschmerzen, vermehrte maligne Erkrankungen, Schlaganfall, Myokardinfarkt und Herzinsuffizienz in den Vordergrund der Ereignisse. Inzwischen wird für 2,8 Millionen Todesfälle weltweit der hohe BodyMassIndex (BMI) verantwortlich gemacht. Einig sind sich die Experten, dass mit steigendem Körpergewicht die Lebenszeit abnimmt.
Bereits die normale metabolische Stoffwechselsituation ohne Adipositas lässt das kardiovaskuläre Risiko ansteigen, erklärt Schmid, umso mehr schaden bei Menschen mit Adipositas die Hypertonie, Lipidstoffwechselstörung und pathologische Glukosewerte den Blutgefäßen und dem kardialen System enorm. Präventiv wirkt die langfristige Gewichtsreduktion von fünf bis zehn Prozent jährlich mit einer deutlichen Reduktion aller adipositasbedingten Komorbiditäten. Vor allem, hob Schmid hervor, erleben die Patienten mit Gewichtsreduktion eine relevante Verbesserung ihrer Lebensqualität.
Die Standardbehandlung jeglichen Übergewichts ist seit jeher eine Life-style-modification aus gesunder und maßvoller Ernährung und energieverbrauchenden körperlichen Aktivität. Die Beherzigung dieser Empfehlung lässt die Chancen für die erfolgreiche Gewichtsreduktion deutlich ansteigen. Kaum etwas ist aber schwieriger durchzuhalten als die konsequente Änderung der Lebensweise, und so wird in den meisten Fällen das alte Ernährungs- und Bewegungsmuster wieder angenommen und das angestrebte Ziel Gewichtsreduktion nicht erreicht.
Um die Chance zum Schlankwerden zu erhöhen, können medikamentöse Substanzen die Patienten wirksam unterstützen. Zur Anwendung kommen in Deutschland Orlistat als Lipase-inhibitor, Naltrexon mit Bupropion als zentrale Regulierer von Hungergefühl und Sättigung, sowie Liratglutid als GLP1-Rezeptoragonist, das bereits zur Therapie des Diabetes mellitus mit auffallender Gewichtsreduktion gezeigt hat. Die erfolgreiche Anwendung von Liraglutid in einer Dosis von 3 mg bei Adipositas wurde in der LEADER- Studie belegt. Verbunden mit einer signifikanten Reduktion des krankhaften Übergewichts konnte für diese Therapie ein deutlicher kardiovaskulärer Benefit für die übergewichtigen Typ 2-Diabetiker erreicht werden, der die kardiovaskuläre Sicherheit ebenso die Überlegenheit des GLP1-Rezeptoragonisten bei den Patienten mit hohem Herz-Kreislaufrisiko dokumentiert hat.
Große Hoffnung setzt der Referent auf einen in naher Zukunft erwarteten neuen GLP1-Rezeptoragonisten, der bei Menschen mit Typ 2-Diabetis und Übergewicht eine noch bessere Wirkung zeigen soll. Die Kombination aus GLP1-Rezeptoragonist und Glukagon werde weltweit an 18.000 Patienten in einer Studie untersucht und verspreche gute Nachrichten für die Zukunft.