Bewegung bringt uns weiter
Jeder zweiten Frau und zwei Drittel der Männer in Deutschland fehlt es an ausreichender Bewegung, und sie sind nicht zuletzt deswegen übergewichtig. Bei einem Viertel der Bevölkerung wird sogar eine Adipositas festgestellt, und solche krankhafte Gewichtsentwicklung birgt ein hohes Risiko für viele Erkrankungen.
Besonders hoch ist dabei die Gefahr einen Diabetes (Zuckerkrankheit) zu entwickeln, mit dem meist auch ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie), Herz- und Gefäßerkrankungen entstehen. Die große Menge Fettzellen im Körper stört nicht nur den Zuckerstoffwechsel und die metabolische Fettverwertung, sondern manifestiert über die Freisetzung von Entzündungszellen eine chronisch-systemische Infektion, die langfristig allen Geweben und Organen Schaden zufügt.
Besonders die Gefäße sind vom Hochdruck, der chronischen Inflammation sowie von der Fett- und Glukosestoffwechselstörung betroffen; Signale der krankhaften Veränderungen erreichen grenzüberschreitend alle Organe und Gewebe im menschlichen Körper und hinterlassen deutliche Spuren.
„Wird weniger Energie verbraucht als dem Körper täglich mit der Nahrung zugeführt wird, steigt das Körpergewicht“, erklärt Professorin Christine Graf, Sportwissenschaftlerin im Institut für Bewegung und Neurowissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln auf der gemeinsamen Jahrestagung der DDG und DAG in Wiesbaden. Mehr als die Hälfte der Deutschen bewegt sich kaum oder gar nicht, obwohl das Risiko an Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankung mit regelmäßiger körperlicher Aktivität gesenkt werden kann. Pro Woche sollten mindestens 2,5 Stunden regelmäßige anstrengende Ausdaueraktivität und mindestens an zwei Tagen muskelkräftigenden Aktivität ausgeführt werden, so die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Um aber mehr Energie zu verbrauchen und das Körpergewicht zu reduzieren oder zumindest zu halten, empfiehlt die Referentin ausreichend körperliche Betätigung, die sowohl im Alltag als auch in der Freizeit vorzunehmen sind. „Wer präventiv etwas für seine Gesundheit tun möchte, sollte täglich 10.000 Schritte bewältigen. Das entspricht etwa 100 Minuten zügiges Gehen pro Tag“, erklärte Graf. Zusätzlich sind pro Woche etwa 150 Minuten Bewegungszeit als moderate körperliche Aktivität in Form von Radfahren oder Schwimmen notwendig, um das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu senken.
Die Anforderungen betreffen nicht nur kerngesunde Personen, sondern auch Menschen mit Typ 2-Diabetes, weil damit Blutzucker, Blutdruck und Blutfettwerte verbessert werden können. „Je besser der Diabetes eingestellt ist, umso höher ist die Lebensqualität und die Lebenserwartung für die Betroffenen“, betonte die Sportwissenschaftlerin. Für Personen mit einem Prädiabetes halbiert sich das Risiko tatsächlich zu erkranken, wenn sie regelmäßig Sport treiben und sich gesund und ausgewogen ernähren.
Dieser Effekt sei unabhängig vom Gewicht, sondern stehe im Zusammenhang mit der Steigerung der körperlichen Fitness, und diese sei einer der wichtigsten Parameter für die Gesunderhaltung und geringere Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate. Besonders Neu- und Wiedereinsteiger erreichen zu Beginn des Trainings eine hohe Leistungssteigerung, von der die Gesundheit enorm profitiert.