Resilienz gegen Stressbelastung trainieren
Juli 3rd, 2024 by Dr. med. Karin WilbrandStress ist ungesund für Körper und Seele: Mehr und mehr Menschen in Deutschland sind davon betroffen und dauerhaft überfordert, so dass sie ärztlichen Rat suchen. Die seelische Gesundheit in der Bevölkerung befindet sich oft in beklagenswertem Zustand. Dazu tragen Kriegswirren, die wachsende Zahl der Zuwanderung und der Menschen ohne Arbeit, weltweite Hungersnot und die Armut von Kindern bei, die das Weltbild kontrastieren. In allen Nachrichten erreichen uns solche ‚Hiobsbotschaften‘, die stetig zur Verunsicherung, Anspannung, Bedrohung und Ängsten in der Bevölkerung beitragen.
Nachdenklich sollte uns die momentan hohe Inzidenz des Schlaganfalls machen, die besonders bei Menschen mit starker Stressbelastung bedrohlich ansteigt. Diese Daten wurden in einer internationalen, retrospektiven Fallstudie von Wissenschaftlern der Universität Galway erhoben und publiziert.
Insgesamt wurden 26.812 Personenaus 32 Ländern in diese Studie integriert, um einen Zusammenhang von Schlaganfallereignis und erhöhtem Stresslevel zu erkennen. Fazit der Studie: Von den Patienten, die einen Schlaganfall erlitten hatten, berichteten 21 Prozent von hohem Stresslevel, während diejenigen, die keinen Schlaganfall erlitten, nur zu 14 Prozent über erhöhten Stress berichteten. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft greift diesen Zusammenhang auf und empfiehlt dringend ein Konzept zur Stressprävention zu entwickeln.
Als Symptome eines Hirninfarktes (Apoplex) treten Sprachstörungen und/oder Lähmungen im Gesicht und an Armen oder Beinen auf, die unverzüglich ärztlich behandelt werden müssen, um Langzeitschädigungen zu vermeiden. Jährlich kommt es in Deutschland bei etwa 270.000 Menschen zu einem Hirninfarkt, an dem die Risikofaktoren Übergewicht, Stoffwechselstörungen, Bluthochdruck oder Rauchen eine ursächlich bedeutsame Rolle spielen. Die erwähnte irische Studie spricht dafür, hohe Stresslevel ebenfalls als relevanten Risikofaktor zu betrachten. Es wurde in dieser Studie deutlich gezeigt, dass beliebige belastende Lebensereignisse am Schlaganfallrisiko mit 17 Prozent beteiligt sein können. Kommen zwei oder mehr stark belastende Lebensereignisse zusammen, kann dieses Risiko auf 31 Prozent ansteigen.
Oft handelt es sich um eine Verletzung oder Blockade im Gefäßsystem im Gehirn, was zu einer Unterbrechung der Blutversorgung in dem betroffenen Areal geführt hat. Diese Region kennzeichnet auch die gravierenden Folgen, nämlich ob eine Lähmung, ein Sprachverlust oder Sehstörungen die Symptomatik dominieren. Lebensrettend ist die rasche und korrekte Diagnose, die im sogenannten FAST-Test (face (Gesicht), arms (Arme), speech (Sprache) und time (Zeit des Ereignisses) erkennbar wird. Dann kann schnelles Handeln lebensrettend sein, erklärt Professor Darius Navabi, 1. Vorsitzender der DSG, wenn sofort die 112 angerufen wird, der Patient rasch eine Stroke-Unit erreicht und dort so schnell wie möglich der richtigen Therapie zugeführt wird.
Als Hinweis zur Prävention eines Hirninfarktes mahnte der Neurologe unbedingt auf gesunde Ernährung, wenig Alkohol, ausreichende Bewegung und normale Blutdruckwerte im täglichen Leben zu achten. Übergewicht, Adipositas, Bewegungsmangel und Rauchen steigern das Risiko für einen Schlaganfall. Wichtig sei auch das Training einer Resilienz, um die täglichen Stressbelastung am Arbeitsplatz, in der Familie, im Straßenverkehr und aus den Nachrichten gerüstet zu sein.