Diabetes lässt die Nerven leiden

Juni 15th, 2020 by

Zur Zeit leben mehr als sieben Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland. Die chronisch verlaufende Glukose-Verwertungsstörung kann mit Fug und Recht als Volkskrankheit bezeichnet werden. Ein Drittel dieses Kollektivs leidet an einer diabetischen Nervenerkrankung, der sogenannten diabetischen Polyneuropathie, die neben den Durchblutungsstörungen, den Netzhautveränderungen am Auge und den Nierenerkrankungen zu den häufigsten Folgekomplikationen der veränderten Blutzuckerverwertung gehören. Je weniger gut der Diabetes eingestellt ist und je länger er bereits vorliegt, umso häufiger treten diese Begleit- und Folgeerkrankungen auf.
Vorwiegend sind die peripheren Nerven betroffen. Daher stehen zunächst Symptome an den Füßen, wie Ameisenlaufen und Kribbeln auf der Haut, Wadenkrämpfe, muskuläre Schwäche und Taubheitsgefühl im Vordergrund.

Solche Nervenschädigungen entwickeln sich über länger Zeit völlig unbemerkt. Registrieren die Betroffenen erste Beschwerden, liegen meist bereits schwere Schädigungen der Nerven vor. Am häufigsten sind die langen Strecken der Nerven, die in die Beine und die Füße ziehen, von der sogenannten Polyneuropathie betroffen. Einige Patienten erleben auch eine Schädigung der Nerven in den Armen – was aber wesentlich seltener auftritt.

Diese Veränderungen der Nerven werden auch als Chamäleon der Medizin beschrieben, weil sie bei einigen Menschen sehr schmerzhaft auftreten, von anderen Patienten aber lange Zeit überhaupt nicht gespürt wird.
Die Sensibilitätsstörung der Füße kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, weil durch die Gefühllosigkeit kleine Verletzungen oder Verbrennungen, etwa von einer zu heißen Wärmflasche, unbemerkt bleiben. Nicht bemerkte Wunden oder Läsionen an den Füßen bleiben entsprechend unbehandelt; sie bilden aber eine ausgezeichnete Eintrittspforte für Bakterien, Viren oder Pilze, die sich im Wundmilieu stark vermehren und eine kleine Verletzung zu einem bedrohlichen Infektionsherd werden lassen.

Eingenommene oder per Infusion in den Körper gebracht Antibiotika erreichen aufgrund der Durchblutungsstörung den infizierten Bereich kaum bis überhaupt nicht. Wundreinigung und das Auftragen antibiotischer Cremes oder Salben sowie Verbände aus der modernen Wundversorgung werden angewendet um das Fortschreiten und Ausbreiten der Erreger- Infektion zu stoppen und die Wunde möglichst rasch zur Heilung zu bringen.

In vielen Fällen gelingt dies nicht, es entstehen Haut- und Gewebenekrosen, die chirurgisch entfernt werden müssen. Ist das Gewebe erst einmal abgestorben, lässt sich eine Amputation kaum noch vermeiden, sagte Professor Thomas Haak, Chefarzt am Diabeteszentrum Bad Mergentheim. Er sieht für 85 Prozent der Amputationen die Ursache in einem diabetischen Fußsyndrom bei Menschen mit langjährig schlecht eingestelltem Diabetes.

Es sei dringend ratsam, der diabetischen Neuropathie und dem diabetischen Fußsyndrom unbedingt vorzubeugen: dazu sollten Menschen mit Diabetes auf eine gute Blutzuckereinstellung achten, wenig Alkohol trinken, Übergewicht und Adipositas abbauen und nicht Rauchen. Regelmäßige Inspektion der Füße und Vorsorgeuntersuchungen sind äußerst wichtig. Einmal jährlich sollte bei Menschen mit Diabetes eine Kontrolluntersuchung der Füße stattfinden, bei der die Berührungsempfindlichkeit, die Tiefensensibilität und die Muskelreflexe untersucht werden. Auch das Kälte- und Wärmeempfinden wird dabei erfasst. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, ob eine periphere Neuropathie bereits vorliegt oder keine diesbezüglichen Störungen vorhanden sind.

Für jeden Menschen mit Diabetes sind gutes Schuhwerk und eine fachgerechte, sorgfältige Fußpflege unverzichtbar.

Lipödem – eine immer häufiger gestellte Diagnose

Juni 14th, 2020 by

Durch Zunahme und Verteilungsstörung entwickelt sich das Lipödem. Von dieser Erkrankung sind mehrere Millionen Menschen in Deutschland betroffen, vorwiegend entsteht diese chronisch fortschreitende Erkrankung bei Frauen. Ausgehend vom Unterhautfettgewebe der Oberschenkel oder an den Armen entstehen massive Fettmassen, die nicht selten zur Ausgrenzung und Stigmatisierung der Frauen führen, weil man fälschlicherweise annimmt, es handele sich um eine schwere Adipositas.

Auch wenn zwischen 30 und 50 Prozent der Betroffenen mit dem Lipödem gleichzeitig eine Adipositas aufweisen, zeigt das Fettgewebe beim Lipödem doch einige Besonderheiten. Vermutlich sind genetische und hormonelle Faktoren an der Entstehung beteiligt, die Ursachen sind bisher aber noch nicht vollständig aufgeklärt. Es steht bisher nur fest, dass durch die Ausprägung einer Adipositas die Entwicklung eines Lipödems begünstigt wird und dass sie jedoch nicht ursächlich an dessen Entstehung beteiligt ist. Keinesfalls kann davon ausgegangen werden, dass die Betroffenen zu fettreich essen. In einigen Fällen sind Abmagerungskuren sicher hilfreich, sie verändern aber nicht diese vererbte Erkrankung. Die Fettmassen, die sich vor allem an den Oberschenkeln, den Unterschenkeln und den Armen ansammeln, gehören nicht zu dem normalen Reservefett des Menschen, welches durch große Nahrungsmengen angesammelt wird.

Das Lipödem entsteht langsam und schleichend, so dass es von den Patienten zunächst nicht bemerkt wird. Es besteht eine Druck- und Schmerzempfindlichkeit in den beteiligten Regionen und eine überdeutliche Neigung zu Hämatomen in diesen Arealen. Mit steigenden Fettmassen verändern sich die Körperproportionen: Bei relativ normalem Oberkörper vergrößert sich der Bereich von der Taille abwärts zu den Oberschenkeln und Unterschenkeln extrem. Nicht selten übersteigt der Umfang der Oberschenkel den der Taille.

Dieser enorme Umfang der Extremitäten führt bei den Patienten zu einem hohen Leidensdruck, einerseits durch die schmerzhafte Symptomatik, andererseits aufgrund des ästhetisch ungewöhnlich störenden Körperbildes der Erkrankten. Diese deutlich sichtbaren Veränderungen versuchen Sie durch vermehrte körperliche Aktivität, Hungern durch alle vorstellbaren Diäten und alle vorstellbaren Prozeduren zu beseitigen. Keine dieser Maßnahmen hat aber einen wesentlichen Einfluss auf das Krankheitsbild des Lipödems.

Im Verlauf der Erkrankung bildet sich eine ausgeprägte Reiterhosen-Symptomatik der Oberschenkel und eine Pumphosen (Suavenhosen)-Symptomatik an den Unterschenkeln aus. Hände und Füße sind meist nicht in die Symptome einbezogen. Ein kundiger Arzt erkennt die Ursache als Lipödem aufgrund der körnigen Verhärtungen des Unterhautfettgewebes.
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es oft zusätzlich zu Wassereinlagerungen (Ödembildung), die mit einem unangenehmen Schwellungsgefühl verbunden sind. Weiterhin geben die Patienten eine Berührungs- und Schmerzempfindlichkeit der betroffenen Regionen, besonders aber der Oberschenkel an, die bereits durch leichten Druck auftreten.

Die Das Gefühl der Schwere der an Umfang zugenommenen Arme und Beine wird durch körperliche Belastung und Sport zusätzlich gefördert. Blaue Flecken übersäen die Region des Lipödems nicht selten.
Die korrekte Behandlung setzt eine konservative Strategie in den Vordergrund, die durch physikalische Entstauung und Lymphdrainage vorgegeben ist. Aufgrund der Druckempfindlichkeit werden Kompressionsstrümpfe aber über längere Zeit nicht gut toleriert, weil sie den Alltag und das Berufsleben beschwerlich machen und durch den Druck auf das empfindliche Gewebe Schmerzen verursachen. Daher wird die Kompression durch Verbände bevorzugt, die mehr oder weniger Zug/Druck auf das Fettgewebe ausüben.

Der Anteil des Fettgewebes und der Umfang der Extremitäten lässt sich durch eine Liposuktion reduzieren und die Schmerzhaftigkeit verringern. Dabei handelt es sich um einen langwierigen Prozess der wiederholten Entfernung von Fettzellen und intensiver Nachbehandlung. Letztendlich kann das Lymphödem aber auch dadurch nicht geheilt werden.

Risikoreduktion des Rauchens – nie vordringlicher als in der Corona-Krise

Juni 6th, 2020 by

Medizinisches Personal, Ärzte, Apotheker und Kranken-, oder Alten-Pflegekräfte fühlen sich Umfragen zufolge zu wenig informiert über die Reduzierung der Risiken des Rauchens. Als Personen mit einer wichtigen gesundheitlichen Beraterfunktion, fühlen sie sich nicht ausreichend informiert über risikoreduzierten Alternativen, wie Umfragen der Philip Morris GmbH 2018 und 2019 im Gesundheitswesen ermittelte und eine Kartografie dazu erstellte. Obwohl das Rauchen die Statistik der Ursachen einer Krebserkrankung anführt, gehört es bei 28 Prozent der deutschen Bevölkerung zum normalen Alltag. Insgesamt geben 17 Millionen Menschen nach einer repräsentativen Umfrage sich als Raucher aus. Diese Prävalenz ist seit Jahrzehnten relativ stabil in der deutschen Population. (mehr …)

Herzgesundheit – kardiovaskularer Zusatznutzen bei GLP1-RA-Therapie

Mai 26th, 2020 by

Menschen mit Typ 2-Diabetes brauchen eine multifaktorielle Therapiestrategie, die den individuellen Bedürfnissen angepasst ist. Hierzu sollten die Prognose des Patienten verbessert und die Parameter HbA1c, Körpergewicht und kardiovaskuläres Risiko besonders berücksichtigt werden.

Die Therapie durch einen GLP1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid steht seit Anfang 2020 deutschlandweit als neue Option zur Verfügung für Menschen mit Typ 2-Diabetes. Ozempic® wird subcutan einmal pro Woche injiziert und besitzt das Potential langfristig den HbA1c stärker zu senken und das Körpergewicht nennenswert zu reduzieren, wie in den SUSTAIN-Studien 1,b im Vergleich zu anderen Therapeutika gezeigt wurde. Zusätzlich bestätigt vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) wird die Substanz als einziger GLP1-RA mit einem anerkannten kardiovaskulären Zusatznutzen2,c, wie Professor Michael Nauck aus Bochum auf einer Pressekonferenz von NOVO Nordisk ausführte. (mehr …)

Widerstandsfähiges Immunsystem durch gesunde Darmflora

April 30th, 2020 by

Jeder Mensch ist mit einer sensiblen Mikroökologie ausgestattet, welche individuell zusammengesetzt, seinen ganz persönlichen Stoffwechsel, die Verfügbarkeit von Nährstoffen, sein Wohlbefinden und seine Gesamtgesundheit regulierend unterstützt.
Besonderer Aufmerksamkeit bedarf das Mikrobiom des Darmes, das durch gesundheitliches Fehlverhalten, Fehlernährung oder auch durch Medikamente aus dem Gleichgewicht geraten kann.
Ausgestattet wird der Mensch mit seiner sehr individuellen Darmflora von Geburt an. Der natürliche Geburtsweg der Mutter hinterlässt bereits erste individuelle Spuren für das Mikrobiom. Die Vagina ist vorwiegend mit Lactobacillen (Milchsäurebakterien) besiedelt, mit denen das Neugeborene auf seinem Weg in die Welt konfrontiert wird.
Entscheidet sich die Mutter das Kind zu stillen, trägt sie zu einer enormen Förderung der Bildung einer gesunden Mikroflora des Kindes bei, welches das körpereigene Immunsystem stärkt. Bei gestillten Kindern mit widerstandsfähigerem Immunsystem kommt es deutlich seltener zu chronischen Erkrankungen, wie etwa Asthma, Allergien, Diabetes, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Psoriasis.

Der Vorteil der natürlichen Geburt und des langzeitigen Stillens fehlt vielen Kindern, die als Frühgeburt, oder per Kaiserschnitt das Licht der Welt erblicken. Erkrankungen an den Grenzflächen, nämlich der Haut und Schleimhaut (der Atemwege, des Darms und einiger Stoffwechselfunktionen), treten bei nichtgestillten Kindern, Kaiserschnittgeburten, oder den sogenannten Frühchen deutlich häufiger auf.

Ist die Darmflora aber gesund und stark, erfährt sie durch körperliche Bewegung und ballaststoffreiche Ernährung zusätzliche Energie, die sich auf die Bildung der Abwehrzellen und das körpereigene Immunsystem überträgt. Damit steht das Mikrobiom im Dienste der Gesundheit und Gesunderhaltung, so lange es nicht aus der Balance gerät.
Überernährung bis zur Adipositas, Bewegungsverweigerung und ungesundes Essen und Trinken attackieren die Balance der Darmflora, die Erregerzahl und die Zusammensetzung der Keimbesiedlung verändern sich und geben ihre gesundheitunterstützende Funktion auf.

Damit ist der Weg bereitet für eine stetige Gewichtszunahme, eine Veränderung des Zucker- oder Fettstoffwechsels, für chronisch systemische Entzündungen und damit verbundenen Erkrankungen: Der Blutdruck steigt an, ein Diabetes beginnt sich zu manifestieren, erhöhte Blutfettwerte gefährden die Gefäße und der hohe Erkrankungsdruck belastet das körperliche und seelische Wohlbefinden. Die verminderte Leistungsfähigkeit des Immunsystem fördert die Neigung jedweder Allergien, die häufig die Atemwege oder die Haut betreffen. So entwickeln sich die Voraussetzungen für eine höhere Bereitschaft an Asthma oder einer Schuppenflechte zu erkranken.

Die ausgewogene Balance der darmständigen Mikroökologie kann aufrechterhalten oder verbessert werden durch ausreichende körperliche Bewegung, weil damit auch die Darmbeweglichkeit (Peristaltik) in Schwung gebracht wird.

Bei der Ernährung spielt nicht nur die Menge der aufgenommenen Ballaststoffe eine wichtige Rolle für das Mikrobiom, sondern auch die des Essens als solches: nicht hektisch den Teller leeren, sondern sorgsam kauen, weil damit die bereits im Mund beginnende Verdauung unterstützt wird. Das Essen wird gut mit Speichel durchmischt und kann mit den aufspaltenden Enzymen interagieren. Von zu viel, zu fettem und zu süßem Essen und fehlenden Ballaststoffen wird gewarnt und vielmehr der Verzehr von Vollkornprodukten, Obst und Gemüse empfohlen. Nicht zu vergessen ist die täglich erforderliche Trinkmenge von 1 bis 2 Litern, die allerdings vorwiegend als Wasser oder Mineralwasser, Tee oder verdünntem Fruchtsaft (etwa Apfelschorle) aufgenommen werden sollte. Süßgetränke enthalten oft soviel Kalorien wie eine Tafel Schokolade, und diese süße Energiezufuhr macht sich auf den Hüften breit.