EU-Parlamentarier sollen Awareness für Adipositas fördern

Juni 30th, 2010 by

Die Mitglieder des Europaparlaments Cristian Silviu Busoi (ALDE), Jill Evans (Greens/EFA), Miroslav Mikolásik (EPP), Jo Leinen (S&D), Kyriacos Triantaphyllides (GUE/NGL) machen sich stark im Kampf gegen die Adipositas.

Bitte unterzeichnen auch Sie die „Written Declaration“ 0034/2010, um den Kampf gegen die Adipositas voranzubringen!

Die Deklaration liegt während der Plenarsitzungen vor dem Halbrund, und zwischen den Sitzungen im Deklarations-Büro im PHS Gebäude, aus.

Die Adipositas Stiftung Deutschland begrüßt diese Aktivität, und bittet auf diesem Wege die Mitglieder des Europaparlaments aus Deutschland, sich an den wichtigen Aktivitäten zu beteiligen.

Sehr geehrtes Mitglied des Europaparlaments,

ich schreibe Ihnen mit der Bitte, die Deklaration 0034/2010 zu unterschreiben. Unsere Organisation führt seit Jahren erfolgreich Kampagnen zur Bekämpfung der Adipositas durch. Folgende Fakten sprechen für sich:

* Die Anzahl der adipösen Menschen ist in den letzten 10 – 15 Jahren um ca. 30% gestiegen.(1)

* Über 200 Millionen Erwachsene in der EU (die Hälfte der Bevölkerung) sind übergewichtig oder adipös.(2)

* Ca. 7% der EU-weiten Gesundheitskosten werden für die Behandlung adipöser Menschen aufgewendet.(3)
Hinter diesen Zahlen stehen EU-Bürger, die bereits jetzt schon leiden und in Zukunft an Folgekrankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs erkranken und früher sterben werden.

Mit Ihrer Unterschrift setzen Sie und Ihre EU-Parlamentskollegen ein Zeichen auch für die einzelnen nationalen Parlamentarier, die nationalen Regierungen und Wirtschaftsführer in ganz Europa, dass das Europäische Parlament endlich Maßnahmen erwartet!

Die Deklaration liegt während der Plenarsitzungen vor dem Halbrund, und zwischen den Sitzungen im Deklarations-Büro im PHS Gebäude, aus.

Die Adipositas Stiftung Deutschland hofft auf Ihre Unterstützung und sagt auf diesem Wege Herzlichen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Adipositas Stiftung Deutschland gGmbH

(1) http://www.biomedcentral.com/1471-2458/8/200
(2) http://ec.europa.eu/health/ph_determinants/life_style/nutrition/documents/nut_obe_prevention.pdf
(3) http://ec.europa.eu/health/ph_determinants/life_style/nutrition/documents/nut_obe_prevention.pdf

Großer Informationsbedarf bei der Lufthansa Gesundheitswoche

Juni 18th, 2010 by

Während der LH-Gesundheitswoche bot die Adipositas Stiftung Deutschland  umfassende Beratung zur Ernährung, Bewegung und den Zielen der Stiftung an. Besonders stark frequentiert wurde das Angebot der Adipositas Stiftung den Blutdruck und das viszerale Fettgewebe zu messen, sowie den BMI zu ermitteln und die täglich gelaufenen Schritte mit dem OMRON-Schrittzähler zu ermitteln. Die Aktion „Schritte zählen“ erfreute sich großer Beliebtheit, die Schrittzähler wurden für eine Woche ausgeliehen und am letzten Tag der LH-Gesundheitswoche wurden drei Sieger ermittelt, denen attraktive Preis der Adipositas Stiftung für ihren Sieg verliehen wurden. Mehr als 50.000 Schritte in fünf Tagen konnten die Sieger auf ihrem Bewegungskonto als Plus verbuchen.
Brotschnitten (Fitness-, Diät-, Vollkorn-, Leinsamenbrot und Pumpernickel/Mestemacher) stillten den kleinen Hunger der aktiven Teilnehmer und waren für viele ein neues Geschmackserlebnis des gesunden Essens.

 

Gefragt waren auch die unterschiedlichen Sportgeräte zur gesunden und effektiven Bewegung: Übungseinheiten mit dem Bioswing (Foto) oder dem Thera-Band konnten unter fachlicher Beratung durchgeführt werden, die vom Unternehmen Artzt Vitality vorgestellt und für die Bewegungsübungen bereit standen.

An jedem der fünf Tage vom 14.06. bis zum 18.06. wurden den Teilnehmern professionelle Beratungen angeboten, zu denen Professoren unterschiedlicher Fachrichtungen am Stand der Adipositas Stiftung Deutschland anwesend waren.

 

 

Gezielte Fragen zu den eigenen Gewichtsproblemen oder der Krankheitswertigkeit des Übergewichts, eventuell bereits aufgetretenen Folgebeschwerden und andere mit dem Übergewicht zusammenhängende Probleme wurden diskutiert und von den Experten, Dr. Anette Chen-Stute vom Adipositaszentrum Oberhausen, der Gynäkologin Dr. Sule Uslu aus Frankfurt, dem Endokrinologen und Ernährungsmediziner Professor Stephan Jacob aus Villingen Schwenningen und dem Diabetologen Professor Chritoph Rosak aus Frankfurt, beantwortet. Fragen zur Kostenübernahme einer Adipositastherapie oder zur bariatrischen Chirurgie beantwortete der Rechtsanwalt Tim Werner aus Frankfurt.

Insgesamt war die LH-Gesundheitswoche ein gelungener Beitrag zur Gesundheit und Gesunderhaltung der Mitarbeiter, die mit dem Public Viewing des Fußballspiels Deutschland : Serbien (0:1) der Weltmeisterschaft in Südafrika und einer anschließenden Bewegungsmotivation der Teilnehmer durch Professor Winfried Banzer von der Sportmedizinischen Universität Frankfurt endete. Solch ein aktiver Beitrag zur Gesunderhaltung der Mitarbeiter ist für alle Unternehmen zur Nachahmung empfohlen.

Mit Empathie und Verständnis für die Probleme der Adipösen

Juni 4th, 2010 by

Berlin. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse bedarf es eines Umdenkens in der Bevölkerung, wenn langfristig eine Umkehr der konstant wachsenden Zahl von Übergewichtigen und Adipösen erreicht werden soll. Für die Eingrenzung der gesundheitlich bedrohlichen Entwicklung wurde von der EU der European Obesity Day ins Leben gerufen. Die Adipositas Stiftung Deutschland wurde damit betraut, in einer bundesweiten Kampagne und einer Pressekonferenz in der Hauptstadt diesen Tag zur Information und Aufklärung zu nutzen und zu begleiten.

Inzwischen gehören fast zwei Drittel der Bevölkerung zu den Übergewichtigen und Adipösen, und dies kann nicht als Folge hemmungslosen Essens apostrophiert und die Betroffenen diskriminiert werden. Bisher wurden genetische- und Umweltfaktoren weitgehend vernachlässigt, die permanent und im Überfluss zur Verfügung stehenden, hochverdichteten und hochkalorischen Nahrungsmittel ignoriert und TV oder Computer als wesentliche Wirtschaftsfaktoren nicht konsequent für die Einschränkung der körperlichen Aktivität verantwortlich gemacht.

Zu der Pressekonferenz eingeladen waren medizinische Wissenschaftler, Apotheker und Betroffene, um ihre spezifischen Erfahrungen mit krankhaftem Übergewicht zu präsentieren und die Kompetenzen im Umgang mit dem Problem zu nutzen. „Wenn alle Beteiligten für den Kampf gegen das Übergewicht und die Adipositas sensibilisiert und gestärkt werden, kann es gelingen diese bedrohliche Entwicklung aufzuhalten“, sagte Dr. Lutz Schneider, Apotheker aus Wuppertal, der die Pressekonferenz der Adipositas Stiftung Deutschland in Berlin moderierte.
Es wird mit zu wenig Empathie auf diese komplexe Erkrankung und die diversen Ursachen eingegangen, beklagte Professor Stephan Jacob aus Villingen-Schwenningen, der als 2. Vorstand der Adipositas Stiftung Deutschland auf die psychosozialen-, und besonders auf die organischen Komplikationen der Erkrankung hinwies.

Die Gesundheit des Einzelnen werde nicht durch sein Körpergewicht, sondern allein durch die Folgeerkrankungen bedroht, führte Jacob aus, und bezeichnete das vermehrte viszerale Fettgewebe als metabolisch hochaktives Organ, das die Blutglukose, die Blutfettwerte, den Blutdruck und die Arteriosklerose zu kardiovaskulären Risikofaktoren werden lässt. Schon alleine um die enormen Folgekosten zu vermeiden, muss frühzeitig interveniert werden, damit die Folgen des Übergewichts, wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, viszerale Fettansammlung und Diabetes mellitus vermieden werden. Es ist in erster Linie die Aufgabe jedes Therapeuten diejenigen Patienten zu identifizieren, die von einer Life-Style-Intervention mit Ernährungsumstellung und vermehrter körperlicher Aktivität gesundheitlich profitieren.

Am eigenen Leib erfahren musste Oliver Welchering die Situation eines Adipösen in der Gesellschaft. „Hinter jedem großen Gewicht stehen große Probleme“,   führte er aus, die er häufig einem psychosozialen Anlass geschuldet sieht, die eine hohe Affinität zum Suchtverhalten zeigen und den „Kummerspeck“ anwachsen lassen. Dass Nahrungsmittel als Suchtsubstanz dieses Kollektivs überall und jederzeit zur Verfügung stehen, verschärft die Situation, die initial zwar noch steuerbar sei, aber unvermeidlich zu einem „point of no return“ führen, von dem auch die Veränderung des Lebensstils nicht mehr weg führt.

Hat das Fettgewebe erst eine eigene endokrinologische Bedeutung erlangt, ist man dem eigenen Körper ausgeliefert, so Welchering, der mit 208 kg ein Maximalgewicht erreicht hatte, dem er ohne medizinische Hilfe nicht mehr zu Leibe rücken konnte. Er unterzog sich einer bariatrischen Operation mit Magenbypass, und konnte inzwischen nahezu 100 kg Körpergewicht abbauen.

Arbeitslosigkeit und die komplette Beeinträchtigung des täglichen Lebens, in dem jeder Schritt zur Mühsal wurde, gehören inzwischen der Vergangenheit an, und auch die fatale Reaktion einer selbst gewählten sozialen Isolation hat er überwunden. Mit 208 kg Körpergewicht trifft man in der Öffentlichkeit auf eine ausgesprochen negative Aufmerksamkeit, die vergleichbar ist mit dem Staunen vor einem Außerirdischen in neon-grüner Einfärbung, begründet Welchering seinen sozialen Rückzug. Dabei wären Empathie und Verständnis für die Probleme der Adipösen die wirklich hilfreichen Angebote des sozialen Umfeldes.
Mit seiner Gewichtsreduktion wurden auch die gesundheitlichen Probleme immer weniger relevant, weil sich bisher weder ein Diabetes, noch Arthrose oder Stoffwechselprobleme manifestiert haben. Vor dem Hintergrund der initialen Weigerung der Krankenkassen die Kosten für den bariatrischen Eingriff zu übernehmen, zeigt sich heute der Erfolg der Maßnahme als deutliche Kosteneinsparung aufgrund der Vermeidung schwerwiegender Folgekomplikationen. Inzwischen kann Welchering wieder Sport treiben und folgt einem ausgesprochen gesunden Lebensstil. „Sehr häufig sind Menschen aus sozialen Randgruppen von Adipositas betroffen, denen eine Selbstzahlung der bariatrischen Chirurgie nicht möglich ist, und die ungebremst ein Risikoprofil ausbauen, das in einem breiten Krankheitsspektrum enden muss“, so Welchering in einem dringenden Appell an die Krankenkassen, die Kosten für die kurative bariatrischen Chirurgie und die medikamentös unterstütze Gewichtsreduktion zu übernehmen, um dem Gesundheitssystem gewaltige Kosten für die Komplikationen der Adipositas zu ersparen.

„Beratung zur gesunden Ernährung, zur Sporttherapie und bei Bedarf zur medikamentösen Unterstützung, etwa durch Orlistat, im Rahmen eines Gewichtsreduktionsprogramms gehören zu den originären Aufgaben des Apothekers“, sagte Johanna Jäger, Apothekerin aus Berlin anlässlich der Pressekonferenz des EOD in Berlin. Besonders vor Scharlatanerie zu warnen und die Gewichtsreduktion sachgerecht zu verwalten, gehört zur seriösen Kundenbetreuung. Oft greifen die Übergewichtigen und Adipösen zum letzten Strohhalm und liefern sich allzu häufig den pekuniären Interessen unseriöser Produkthersteller aus.
Frau Jäger registriert zwei unterschiedliche Verhalten von übergewichtigen Kunden, nämlich jene, die das Problem von sich aus ansprechen, weil sie abnehmen wollen, und solche, die bereits mit Rezepten gegen die Folgeerkrankungen in der Apotheke erscheinen, denen aber das Problembewusstsein für die krankmachenden Folgen der Adipositas nicht klar zu sein scheint.

Kalorienzählen ist nach Ansicht der Expertin ein falscher Weg zur Gewichtsreduktion, weil das Essen mit Emotionen verbunden ist, die nicht abtrainiert werden können. Die meisten Diätempfehlungen münden daher in dem weit verbreiteten Jo-Jo-Effekt, weil niemand seine Emotionalität dauerhaft kontrollieren kann.

Die Experten waren sich einig, dass nicht jeder Übergewichtige auch negative Auswirkungen auf seine Gesundheit erlebt, weil selbst ein BMI von 28 bei gleichzeitiger körperlicher Fitness noch keinen Krankheitswert aufweist. Jacob plädierte daher für das „obesity staging system“ von Professor Sharma aus Kanada, der als internationaler Beirat der Adipositas Stiftung Deutschland zur Lösung der gesundheitsrelevanten Probleme beiträgt. Mit Hinweis auf den Bauchumfang als ausgezeichnetes Maß für das viszerale Fettgewebe, das bei Frauen nicht größer als 88 cm sein soll und bei Männern 102 cm nicht überschreiten darf, werden Prävention und Therapie erforderlich, wenn erste gesundheitliche Veränderungen auftreten. Während Hypertonie, Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen enorme Kosten des Gesundheitssystems verschlingen, wird bei Übergewicht und
Adipositas als Verursacher solcher Diagnosen die Kostenübernahme verweigert. Während in vielen europäischen Ländern die Antiadipositas-Pharmaka erstattungsfähig sind, verweigern die Kostenträger in Deutschland die Kostenübernahme für die Prävention und Therapie zur Vermeidung von Folgekosten, so die Experten.

Vor allem einer Stigmatisierung der Übergewichtigen und Adipösen im beruflichen und wirtschaftlichen Bereich muss entgegengewirkt werden, weil Versicherungen, Arbeitgeber und selbst Banken bei der Gewährung von Darlehen Vorbehalte gegenüber dem Kollektiv zeigen. Während Alkoholismus oder starke Nikotinabhängigkeit verborgen bleiben, ist Adipositas ein von jedem erkennbares Problem, und erschwert unmittelbar den Zugang zu einer Arbeitsstelle, einer Lebens- und Invaliditätsversicherung sowie einem Bankdarlehen.

Dass die Zahl der Ratgeber für gesunde Ernährung, Diäten und Gewichtsreduktion unendlich hoch ist, die Klinik- und Kuraufenthalte mit Langzeittherapie oft nicht zielführend sind, zeigt nach Ansicht der Experten, dass es kein langfristiges Konzept zum Lebensstil-Coaching gibt. Sie fordern eine Netzwerkstruktur für Beratung und Unterstützung der Betroffenen, und vor allem die Honorierung der therapeutischen und beratenden Leistungen der Experten. Nur durch ein strukturiertes Lebensstil-Coaching und empathische Begleitung in einer Netzwerkstruktur aus Ärzten, Apothekern, Sportvereinen und Fitness-Studios lässt sich eine lebenslange Änderung zur gesunden Lebensweise erreichen.

„Ernährung und Gesundheit gehören in den Schulunterricht“, wünschte sich Oliver Welchering von der Politik, um das Basiswissen zur richtigen Ernährung schon früh zu vermitteln.

European Obesity Day

Juni 2nd, 2010 by

Dear EOD supporters,

We are writing to thank you for all your support over recent months and efforts to ensure that the EOD message and the 2010 ‘5-10 for a healthier Europe’ campaign reached the largest possible audience. The real added value of EOD is in bringing together patient groups, health organisations and policy makers from across Europe as part of a truly pan-European initiative.

EOD has come a very long way over the last year and to build up the support we have in Brussels and to have run high-profile events in 16 Member States this year is phenomenal. The first ever EOD enjoyed enormous press coverage across Europe, ensuring our initiative reaches a huge number of citizens. Clippings will be made available on the EOD website www.obesityday.eu along with photos, posters and summaries of the events in each country across Europe.

EOD also held a press conference and roundtable ‘Tackling overweight and obesity – the difference 5-10 can make’ in the European Parliament in Strasbourg on 19 May, hosted by Cristian Buşoi MEP. The roundtable brought together our supporters, many of whom are among Europe’s leading experts on the topic. We were joined by a number of MEPs and John Dalli, EU Commissioner for Health and Consumer Affairs, who welcomed the EOD initiative and all our hard work.

Our short-term focus will be to ensure that enough MEPs sign written declaration number 0034 before 9 September so that it will be adopted as a Resolution on the Parliament and forwarded to national parliaments and governments.

Over the coming months we will take steps to ensure that EOD becomes a genuine pan-European forum for discussion and that EOD 2011 will reach even more citizens.

With our thanks and very best wishes,

Dr. David Haslam
EOD founder
Chairman and Clinical Director
National Obesity Forum (NOF)

Jean-Paul Allonsius
EOD founder
President
Belgian Association of Obese Patients (BOLD)

Keine Frage des Charakters – Adipositas ist eine Krankheit

Mai 21st, 2010 by

Die Mehrzahl der Deutschen hält Dicke für undiszipliniert, maßlos und selbst Schuld an ihren zusätzlichen Pfunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative forsa-Umfrage (1), die die Adipositas Stiftung Deutschland am Donnerstag in Berlin diskutiert hat.
Unter dem Motto „Keine Frage des Charakters – Adipositas ist eine Krankheit“ hatte die Stiftung zu einem Media-Roundtable geladen, um die Vorurteile gegenüber übergewichtigen und adipösen Menschen in der Gesellschaft zu korrigieren und mit Experten sowie Betroffenen konkrete Hilfestellungen zu diskutieren. „Adipositas ist eine Krankheit und darf von der Gesellschaft nicht länger als rein ästhetisches Problem abgetan werden“, forderte auch Ernährungsmediziner Professor Dr. Stephan Jacob, zweiter Vorsitzender der Adipositas Stiftung Deutschland sowie Diabetologe und Endokrinologe.

Gutes Fett, schlechtes Fett

Mittlerweile gilt jeder zweite Deutsche als zu dick, jeder fünfte als extrem übergewichtig. Die Zahl der Übergewichtigen hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren verdreifacht. Eine mehr als alarmierende Nachricht, da die gesundheitlichen Folgen von extremem Übergewicht – auch Adipositas genannt – schwerwiegend sind. Denn schon bei einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 besteht ein erhöhtes Krebsrisiko. Krebsarten wie Brust-, Uterus-, Darm- oder Speiseröhrenkrebs etwa sind zu 15 bis 45 Prozent direkt dem starken Übergewicht zuzuschreiben. Auch sind Adipöse dreißigmal so stark gefährdet, an Diabetes zu erkranken, wie Normalgewichtige. Besonders gefährlich ist dabei das viszerale Fett. Anders als das subkutane Fettgewebe, das direkt unter der Haut liegt und als Energiereserve dient, versteckt sich das viszerale Fett im Bauchraum. Professor Dr. Stephan Jacob: „Das viszerale Fett produziert zahlreiche entzündungsfördernde Substanzen und andere Signalstoffe, die hauptverantwortlich sind für eine Vielzahl von schweren Folgeerkrankungen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle.“

Fünf bis zehn Prozent für mehr Gesundheit

Den meisten Übergewichtigen kann durch gezielte Aufklärung und Unterstützung geholfen werden. Das unterstrich auch Oliver Welchering auf dem Media-Roundtable. Der 37-Jährige war selbst adipös und hat mithilfe einer Magenbypass-Operation 80 Kilo abgenommen. „Adipositas ist eine komplexe Krankheit und es ist schwer, wirkliche Hilfe zu bekommen. Verständnis und Empathie sind eine bessere Motivation beim Abnehmen als Diskriminierung“, so Welchering. Nur wenige wissen, dass bei Übergewicht bereits die Reduktion von fünf bis zehn Prozent des eigenen Körpergewichts die Gesundheit deutlich verbessern kann. Die Berliner Apothekerin Johanna Jäger ergänzte hierzu: „Neben ausgewogener Ernährung und mehr Bewegung können auch Arzneimittel, die zum Beispiel den Wirkstoff Orlistat enthalten, Unterstützung bei einer gesunden und nachhaltigen Gewichtsreduktion bieten.“ Hierzu sollten sich Abnehmwillige stets individuell von ihrem Arzt oder Apotheker beraten lassen.
Nicht zuletzt ist Adipositas auch ein gesundheitsökonomischer Faktor. Die langwierigen und dadurch kostspieligen Behandlungen von Folgeerkrankungen können in vielen Fällen durch Aufklärung und Prävention vermieden werden.

Erster Europäischer Tag zur Bekämpfung der Adipositas

Anlass für den Roundtable war der erste Europäische Tag zur Bekämpfung der Adipositas am 22. Mai. Dieser von nun an jährlich stattfindende Aktionstag ist eine Initiative des Europaparlament-Mitglieds Magor Imre Csibi, des britischen National Obesity Forum und des BOLD (Belgischer Verband für fettleibige Patienten). Ziel ist es, auf die Bedürfnisse von Übergewichtigen und Adipösen aufmerksam zu machen und die Wahrnehmung von Adipositas als Krankheit in der Gesellschaft zu etablieren. Auch sollen Übergewichtige bei der Änderung ihres Lebensstils mehr unterstützt und ihre Interessen bei politischen und gesetzlichen Entscheidungen stärker berücksichtigt werden. Weitere Informationen zur Initiative gibt es unter www.adipositas-stiftung.org sowie www.obesityday.eu. Letztere bietet ebenfalls die Möglichkeit, durch Teilnahme an einer Petition selbst aktiv zu werden.

(1) Umfrage unter 1.006 Bundesbürgern ab 18 Jahren, forsa 2010