Lipödem – eine immer häufiger gestellte Diagnose
Durch Zunahme und Verteilungsstörung entwickelt sich das Lipödem. Von dieser Erkrankung sind mehrere Millionen Menschen in Deutschland betroffen, vorwiegend entsteht diese chronisch fortschreitende Erkrankung bei Frauen. Ausgehend vom Unterhautfettgewebe der Oberschenkel oder an den Armen entstehen massive Fettmassen, die nicht selten zur Ausgrenzung und Stigmatisierung der Frauen führen, weil man fälschlicherweise annimmt, es handele sich um eine schwere Adipositas.
Auch wenn zwischen 30 und 50 Prozent der Betroffenen mit dem Lipödem gleichzeitig eine Adipositas aufweisen, zeigt das Fettgewebe beim Lipödem doch einige Besonderheiten. Vermutlich sind genetische und hormonelle Faktoren an der Entstehung beteiligt, die Ursachen sind bisher aber noch nicht vollständig aufgeklärt. Es steht bisher nur fest, dass durch die Ausprägung einer Adipositas die Entwicklung eines Lipödems begünstigt wird und dass sie jedoch nicht ursächlich an dessen Entstehung beteiligt ist. Keinesfalls kann davon ausgegangen werden, dass die Betroffenen zu fettreich essen. In einigen Fällen sind Abmagerungskuren sicher hilfreich, sie verändern aber nicht diese vererbte Erkrankung. Die Fettmassen, die sich vor allem an den Oberschenkeln, den Unterschenkeln und den Armen ansammeln, gehören nicht zu dem normalen Reservefett des Menschen, welches durch große Nahrungsmengen angesammelt wird.
Das Lipödem entsteht langsam und schleichend, so dass es von den Patienten zunächst nicht bemerkt wird. Es besteht eine Druck- und Schmerzempfindlichkeit in den beteiligten Regionen und eine überdeutliche Neigung zu Hämatomen in diesen Arealen. Mit steigenden Fettmassen verändern sich die Körperproportionen: Bei relativ normalem Oberkörper vergrößert sich der Bereich von der Taille abwärts zu den Oberschenkeln und Unterschenkeln extrem. Nicht selten übersteigt der Umfang der Oberschenkel den der Taille.
Dieser enorme Umfang der Extremitäten führt bei den Patienten zu einem hohen Leidensdruck, einerseits durch die schmerzhafte Symptomatik, andererseits aufgrund des ästhetisch ungewöhnlich störenden Körperbildes der Erkrankten. Diese deutlich sichtbaren Veränderungen versuchen Sie durch vermehrte körperliche Aktivität, Hungern durch alle vorstellbaren Diäten und alle vorstellbaren Prozeduren zu beseitigen. Keine dieser Maßnahmen hat aber einen wesentlichen Einfluss auf das Krankheitsbild des Lipödems.
Im Verlauf der Erkrankung bildet sich eine ausgeprägte Reiterhosen-Symptomatik der Oberschenkel und eine Pumphosen (Suavenhosen)-Symptomatik an den Unterschenkeln aus. Hände und Füße sind meist nicht in die Symptome einbezogen. Ein kundiger Arzt erkennt die Ursache als Lipödem aufgrund der körnigen Verhärtungen des Unterhautfettgewebes.
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es oft zusätzlich zu Wassereinlagerungen (Ödembildung), die mit einem unangenehmen Schwellungsgefühl verbunden sind. Weiterhin geben die Patienten eine Berührungs- und Schmerzempfindlichkeit der betroffenen Regionen, besonders aber der Oberschenkel an, die bereits durch leichten Druck auftreten.
Die Das Gefühl der Schwere der an Umfang zugenommenen Arme und Beine wird durch körperliche Belastung und Sport zusätzlich gefördert. Blaue Flecken übersäen die Region des Lipödems nicht selten.
Die korrekte Behandlung setzt eine konservative Strategie in den Vordergrund, die durch physikalische Entstauung und Lymphdrainage vorgegeben ist. Aufgrund der Druckempfindlichkeit werden Kompressionsstrümpfe aber über längere Zeit nicht gut toleriert, weil sie den Alltag und das Berufsleben beschwerlich machen und durch den Druck auf das empfindliche Gewebe Schmerzen verursachen. Daher wird die Kompression durch Verbände bevorzugt, die mehr oder weniger Zug/Druck auf das Fettgewebe ausüben.
Der Anteil des Fettgewebes und der Umfang der Extremitäten lässt sich durch eine Liposuktion reduzieren und die Schmerzhaftigkeit verringern. Dabei handelt es sich um einen langwierigen Prozess der wiederholten Entfernung von Fettzellen und intensiver Nachbehandlung. Letztendlich kann das Lymphödem aber auch dadurch nicht geheilt werden.