Technologischer Fortschritt optimiert Diabetesmanagement und bessert die Versorgung
Digitale Technologien stehen besonders im Fokus des medizinischen Fortschritts und sollen das Leben von Menschen mit chronischen Erkrankungen erleichtern. Vor allem für Menschen mit Diabetes mellitus bestehen gute Möglichkeiten mehr Lebensqualität anzubieten und zu erreichen.
Inzwischen leben mehr als 300.000 Erwachsene mit Typ 1-Diabetes und etwa 320.000 Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr mit Typ 1-Diabetes in Deutschland. Immer mehr dieser Betroffenen nutzen in ihrem Lebensalltag die digitale Unterstützung als spezielle Diabetes-Apps sowie die technologischen Innovationen der Insulinpumpen und kontinuierlichen Glukosemessung. In Europa wird das erste Hybrid-Closed-Loop-System verfügbar sein, mit dem die Blutzuckermessung und die erforderliche Insulingabe weitestgehend automatisch gesteuert sind.
Es bedeutet einen hohen Aufwand für Diabetespatienten mehrmals täglich die Blutzuckermessung durchzuführen und die Insulindosis an den gemessenen Wert anzupassen. Um den Stoffwechsel optimal einzustellen werden von vielen Betroffenen bereits Insulinpumpen und Systeme zur kontinuierlichen Blutzuckermessung genutzt. „Der Blutzucker wird regelmäßig gemessen und die Patienten können dann die richtige Insulindosis über die Insulinpumpe abgeben“, erklärt Dr. Matthias Kaltheuner, Vorstand der Deutschen Diabetes-Gesellschaft.
Mit der Glukose-Sensortechnik wird ein zeitlich viel präziserer Einblick in die Stoffwechselsituation ermöglicht, und Einflüsse durch Nahrungsaufnahme, Bewegung, veränderte Stimmungen und andere Erkrankungen miterfasst.
Mit der Verwendung des Closed-Loop-Systems gewinnen Diabetespatienten zusätzliche Flexibilität und Unabhängigkeit in der Therapie. Dabei wird die Insulinpumpe mit dem Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung im Unterhautfettgewebe vernetzt mit einem Blutzuckermessgerät zur Kalibrierung des Sensors und einem Computerprogramm, welches die automatische Steuerung der Insulinpumpe übernimmt.
„Das Zusammenwirken aller Technologien ermöglicht die automatisierte und korrekte Insulinabgabe. Es erspart den Patienten die Berechnung der erforderlichen Insulindosis“, so Professor Jens Aberle, Tagungspräsident der 12. Diabetesherbsttagung mit Hinweis auf die verbesserte Stoffwechselsituation der Patienten und reduzierte Risiko von Hyperglykämie oder Unterzuckerung.
In der Fachzeitschrift „Lancet“ wurde kürzlich eine randomisierte Vergleichsstudie publiziert, die zeigen konnte, dass das CLosed-Loop-System sich im Vergleich zur sensorgestützten Therapie in der klinischen Anwendung als überlegen erweist. An dieser Studie nahmen 86 Patienten mit Typ 1-Diabetes im Alter zwischen sechs bis 65 Jahren teil, die trotz der Verwendung einer Insulinpumpe suboptimale Blutzuckerwerte aufwiesen. Die Hälfte der Probanden wurde zusätzlich zur Insulinpumpe mit einem Gerät zur kontinuierlichen Glukosemessung ausgestattet, die andere Hälfte erhielt ein Closed-Loop-System. Mit dem sensorgestützten wurde die Insulindosis selbst bestimmt und injiziert, die mit Closed-Loop-System ausgestatten hielten ihre Blutzuckerwerte signifikant länger im vorbestimmten Zielbereich, vor allem in der Nacht.
Dieser technologische Fortschritt bedeutet für die Betroffenen einen enormen Mehrwert, indem lebensnotwendige Aufgaben automatisiert erbracht und so die Lebensqualität des Patienten gefördert werden, kommentiert Dr. Dirk Müller-Wieland. Er wies besonders auf neue Chancen des Austauschs zwischen Arzt und Patient hin, die das Verhältnis der Beteiligten vertiefen und die Versorgung verbessern.