Weniger Tabak-Schadstoffe sind weniger gefährlich
Zur Vermeidung gesundheitlicher Beeinträchtigung wurde erste kürzlich ein Präventionsgesetz etabliert, welches dem allgemeinen Prinzip der Vorsorge in der Medizin gerecht werden soll. Bei Hypertonie und Fettstoffwechselstörung sind Präventionsmaßnahmen seit langen bekannt und jede Impfung erfüllt einen präventiven Zweck der zu erwartenden Viruserkrankungen.
Gesundheitliche Schadensminderung (harm-reduction) ist Zweck jeder Helmpflicht bei Fahrradfahrern und Skiläufern, der Gurt im Auto dient diesem Ziel und selbst die gesunde Ernährung dient der Gesundheitsprävention, sagte Univ.-Dozent Dr. Ernest Groman vom Nikotin-Institut in Wien, anlässlich eines Fachsymposiums der PMI Science (Philip Morris International Science) auf dem diesjährigen Hauptstadtkongress in Berlin.
Die Folgen langjährigen Zigarettenrauchens sind bekannt, aber die Tobacco Harm Reduction zur Prävention nicht-übertragbarer Krankheiten werde noch immer als umstrittenes Konzept betrachtet, bedauerte der Referent. Akzeptiert, aber kaum wahrgenommen werden aufgedruckte Warnhinweise, Rauchverbote oder Nikotinersatzstoffe, die aber wenig erfolgreich sind zum Rauchstopp von Zigaretten.
In Österreich beträgt die Raucherprävalenz in der Bevölkerung 34 Prozent, und es ist dringend geboten, dieses Kollektiv in die Diskussion des schädlichen Rauchens einzubeziehen. Eine Erhebung in Österreich zeigte, dass weniger Zigaretten zu rauchen oder ein kompletter Rauchstopp als angestrebte Ziele in diesem Kollektiv genannt werden.
Der Tabakkonsum in Schweden wird von 50 Prozent der Männer als Snus (kleiner Tabakbeutel, Nikotin wird über die Mundschleimhaut aufgenommen) konsumiert, wo die Rate der Bronchial- und Lungenerkrankungen deutlich geringer ist.
Groman begrüßte, dass mit dem Tabakerhitzer IQOS nun ebenfalls im Vergleich zum Zigarettenrauchen ein Präventionseffekt möglich erscheint. Im Tabakerhitzer IQOS wird Tabak auf bis zu 350°C erhitzt statt bei 600-800°C verbrannt, so dass im Durchschnitt 90 bis 95 Prozent weniger Schadstoffe entstehen als bei Zigarettenrauch. Der Nikotinkonsum ist dabei sinnlich und haptisch nahezu identisch mit dem gewohnten Rauchen einer Zigarette.
Das wissenschaftliche Programm von PMI Science adressiert die Risikominimierung des Rauchens, sagte Dr. Alexander Nussbaum aus München, mit der es ermöglicht wird die von der WHO mit einer Milliarde Raucher angegebene Personenzahl vor den Folgeschäden langjährigen und intensiven Zigarettenkonsums zu bewahren.
Allein in Deutschland beträgt der Anteil der Raucher in der Bevölkerung 28 Prozent. Durchschnittlich ist die Lebenszeit bei langjährigen Rauchern bis zu zehn Jahre verkürzt. „Rauchstopp lohnt sich in jedem Lebensalter und kann im besten Fall Jahre der Lebenserwartung wieder zurückbringen“, so Nussbaum. Wissenschaftliche Untersuchungen von PMI Science konnten zeigen, dass der Konsum der Tabaksticks Heets innerhalb kurzer Zeit die Schadstoffexposition im Körper eines Rauchers nah auf das Niveau bringt, das bei Menschen gemessen wurde, die das Rauchen während der Studien komplett eingestellt hatten.
Der Grund sei, dass die vielen Tausend Verbrennungsprodukte einer Zigarette nicht mehr bzw. in viel geringeren Mengen eingeatmet werden. Es sind die Verbrennungsprodukte, die als gesundheitsschädlich ausgewiesen sind und weniger das Nikotin, sagte Nussbaum und bestätigte, dass dieses Wissen bei den Behörden und dem Bundesinstitut für Risikobewertung angekommen und akzeptiert sei.
Es gebe einen riesigen Bedarf für harm-reduction-Produkte. In England werden E-Zigaretten sogar von staatlicher Seite zur Raucherentwöhnung empfohlen werden. In Deutschland sei die wissenschaftliche Diskussion zu schadensminimiertem Rauchen durch normative Standpunkte sehr erschwert, obwohl die wissenschaftlichen Ergebnisse belegen, dass sich die Konsumenten erheblich geringeren Schadstoffbelastungen aussetzen. Mit der 90 bis 95prozentigen Reduktion der Schadstoffe konnte kürzlich bei 160 Probanden erneut der Nachweis geführt werden, dass sich die Schadstoffbelastung von Umsteigern auf IQOS denen nahekommt, die mit dem Rauchen aufgehört haben.
Auf Basis der Gesamtheit der bisherigen Erkenntnisse sei es wahrscheinlich, dass ein vollständiger Wechsel von herkömmlichen Zigaretten zu einem Tabakerhitzer das Schadensrisiko im Vergleich zum fortgesetzten Rauchen verringert. In der Diskussion outete sich die medizinische Forscherin Dr. Bettina Bergtholdt als langjährige Raucherin von Zigaretten, die sich seit ihrer Umstellung auf IQOS sogar einen Rauchstopp vorstellen könne.
Die harm-reduction ist in der Psychiatrie ein sehr altes Konzept, betonte Professor Frank Godemann, Verhaltenstherapeut in einer Berliner psychiatrischen Klinik. Sehr viele Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen, etwa Depressionen, sind chronische Raucher, die teilweise auf E-Zigaretten umgestellt haben, aber herkömmliche Zigaretten zusätzlich konsumieren. Bei 80 bis 90 Prozent der psychiatrisch Kranken wird eine Tabakabhängigkeit registriert, und es wäre vorteilhaft, wenn diese Menschen umsteigen würden auf ein risikoreduziertes Produkt, sagte Godemann. Er plädierte aber sehr dafür, Kinder vor den Schäden des Rauchens besonders zu schützen und den Einstieg zum Rauchen präventiv zu verhindern.
Das Risiko einer Förderung des Rauchens bei Jugendlichen durch die neuen Produkte wie E-Zigaretten oder Tabakerhitzer versuchte Dr. Nussbaum zu entkräften. Nach Zahlen der jüngsten DEBRA-Studie würden lediglich 0,3 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren, die vorher nicht geraucht haben, mit E-Zigaretten beginnen.