Diskriminierende Signale sind bei adipösen Patienten Fehl am Platz
Die Stigmatisierung adipöser Patienten gehört im privaten und beruflichen Umfeld oft zur Tagesordnung. Findet diese Ausgrenzung auch in Arzt-Patienten-Gespräch statt, ist mit negativen Folgen zu rechnen. Die Betroffenen übernehmen die diskriminierenden Signale, die zur Selbst-Invalidisierung und einem sinkenden Selbstwertgefühl beitragen.
Jeder behandelnde Arzt sollte sein Verhalten gegenüber adipösen Patienten bedenken, damit es nicht zur abwertenden Schulddiagnose kommt, die nicht selten einer Unterbehandlung mündet.
Diesen Appell richtet Professorin Martina de Zwaan aus Hannover anlässlich der Fachpressekonferen der NOVO-Nordisk an ihre ärztlichen Kollegen mit dem Hinweis auf die negativen Gefühle, die beim Patienten ausgelöst werden. Verständnis zeigt sie für die oft mangelnde Zeit für ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch, sowie die Zweifel ob der Patient wirklich abnimmt sowie die Furcht zur Depressivität beizutragen.
„Für viele ist aber Abnehmen nicht die grüßte Hürde, sondern nach erfolgreicher Gewichtsreduktion dieses Ziel auch langfristig zu erhalten ist extrem schwer“, führte die Referentin aus. Zur Erleichterung dieser Situation empfiehlt sie den Patienten zur Gewichtsreduktion von 10 Prozent seines Ausgangsgewichts zu motivieren, anstatt dessen Vorstellung von 30 bis 40 kg Gewichtsverlust zu verstärken.
Auch sollte nicht allein der BMI (Body Mass Index) zur Bewertung des Krankheitswerts herangezogen werden. Anhand des Edmonton Staging-Systems, das sie funktionellen Einschränkungen und diagnostizierten Komorbiditäten berücksichtigt, lasse sich eine korrektere Bewertung der gesundheitlichen Risikosituation darstellen.
Wichtig ist nach Ansicht der Psychologin weder falsche Hoffnungen bei den Betroffenen zu wecken, noch die Kausalattribution einer Fehlernährung in den Vordergrund zu stellen. Die moderne Medizin hat erkannt, dass Übergewicht und Adipositas als Folgen einer genetischen Veränderung, den Einflüssen der Umwelt und einem Verhaltensproblem bei der Ernährung und Bewegung anzulasten sind.
Ob unkontrolliertes Essen als Esssucht zu bewerten sei oder als ein verstärkter Selbsterhaltungstrieb wurde in der Diskussion noch thematisiert, ebenso wie die sinkende Lebensqualität der Betroffenen, deren Adipositas-assoziierte Erkrankungen als hohe Anforderung an die Solidargemeinschaft und die Gesellschaft gelten.